Die Kinder vom Borntal

 Im August diesen Jahres waren wir zum Geburtstag von Stephans Pflegemutter in Bad Sachsa im Harz eingeladen. Ja, richtig! Stephan hat einen Teil seiner Kindheit in einer Pflegefamilie verbracht. Ohne auf die näheren Umstände eingehen zu wollen: Das war zur damaligen Zeit gut so. Und um es gleich vorwegzunehmen: Er ist von dort wieder in seine leibliche Familie zurückgekehrt und auch das war gut so.

Stephan hat auch heute noch zu seiner Pflegemutter und der ganzen Familie ein sehr inniges Verhältnis und gehört quasi zur Familie. So waren wir schon zu einigen Feierlichkeiten eingeladen.

Da die Famlie in ganz Deutschland verteilt ist, handelt es sich meist um ein größeres Wochenend-Event mit Übernachtung, Ausflügen und natürlich gutem Essen. 

In diesem Jahr sollte es nun nach Bad Sachsa gehen. Die Familie hatte sich im Romantischen Winkel eingemietet, dass von den Einheimischen nur noch RoWi genannt wird. 

Wir hatten beschlossen, mit dem Wohnmobil anzureisen, da wir ja auch Gismo immer an Bord haben und er sich im Mobil zu Hause fühlt. Im Hotel sind zwar auch Hunde erlaubt, aber dann hätten wir ihn allein im fremden Zimmer lassen müssen und das wollten wir nicht.

Für die Mahlzeiten waren wir voll im Hotel mit eingeplant, was dort überhaupt kein Problem darstellte.

Ich habe mich dann auf die Suche nach einem Stellplatz gemacht, der nicht all zu weit weg vom Hotel sein sollte. In Bad Sachsa gibt es mehrere Stellplätze in verschiedenen Ortsteilen. Der nächstgelegene war aber der Campingpark im Borntal.

Im Netz gingen die Meinungen über diesen Platz weit auseinander und es war noch nichtmal klar ersichtlich, ob dieser Platz überhaupt noch existiert. Durch den Betreiber wurde mir dann aber per Email bestätigt, dass der Platz noch existieren würde und so habe ich dann für uns das Wochenende reserviert. Schließlich suchten wir nur einen geeigneten Platz zum Stehen und benötigen keinen großen Luxus.

Der Platz liegt etwas außerhalb von Bad Sachsa direkt am Wald im so genannten Borntal.

Auf der Infotafel vor Ort war die Telefonnummer des Betreibers zu finden, der mir dann mitteilte, dass wir uns einfach irgendwo hinstellen sollten. Er würde dann irgendwann vorbeikommen.

Am Rande des Platzes stehen noch einige große alte Häuser, die nicht mehr bewohnt/bewohnbar waren. Unten in diesen Häusern waren die sanitären Anlagen untergebracht. Da wir diese aber nicht benötigen, haben wir uns diese auch nicht näher angeschaut.

Es scheint früher mal ein größerer Campingplatz gewesen zu sein. Teile davon sind ziemlich verwildert und nur die zugewachsenen Stromsäulen zeugen noch von der ursprünglichen Größe.

 Der Betreiber hat uns dann auch erklärt, dass dieser Platz demnächst ganz geschlossen wird, weil dort ein Ferienpark mit kleinen Ferienhäusern entstehen soll. Die Hompage des Platzes existiert auch mittlerweile nicht mehr.

Für unsere Zwecke war der Stellplatz vollkommen ausreichend. Wir hatten Strom und konnten unser Abwasser entsorgen. Gezahlt haben wir für das Wochenende 17,50 Euro inkl. Strom und Entsorgung. 

Da wir Freitag erst Abends angekommen waren und noch zum Abendessen ins Hotel kommen sollten, haben wir uns kurzerhand ein Taxi genommen.

Der Taxifahrer entpuppte sich dann als Fremdenführer. Er hat uns erzählt, um welchen geschichtsträchtigen Ort es sich beim Borntal eigentlich handelt.

Die Straße dorthin heißt zwar offiziell Borntal, inoffiziell ist es die Straße des 20.Juli. 

Am 20. Juli 1944 wurde das Bombenattentat auf Hitler verübt, das aber misslang. In der Folge wurden  die Kinder der an der Planung und Durchführung beteiligten Männer im Kinderheim im Borntal interniert. Die Mütter wurden in Sippenhaft genommen. Den Kindern wurden neue Namen gegeben, um sie später zur Adoption frei zu geben. Geschwister wurden getrennt voneinander untergebracht und durften sich teilweise monatelang nicht sehen. 

Die Bewohner von Bad Sachsa wussten größtenteils gar nicht, wer diese Kinder waren, die komplett von der Außenwelt abgeschottet wurden. Lange Zeit wurde dieses Thema totgeschwiegen. Erst 2014 wurde diese Geschichte in Bad Sachsa aufgearbeitet und über eine Ausstellung publik gemacht. 

Der Investor des Freizeitparks hat zugesichert, dass drei der alten Häuser erhalten bleiben sollen, damit diese Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten.

 Im RoWi angekommen wurden wir sehr herzlich empfangen und konnten diesen Tag bei einem leckeren Grillbuffet und tollen Gesprächen ausklingen lassen.

Am nächsten Tag haben wir uns dann nach der morgendlichen Hunderunde mit dem Fahrrad auf den Weg zum RoWi gemacht, wo uns ein reichhaltiges Frühstücksbuffet erwartete. Die Fahrräder durften wir ganz selbstverständlich in einem abschließbarem Raum abstellen. Ein toller Service, wenn man bedenkt, dass wir keine Übernachtungsgäste waren und uns jedes Mal ein Mitarbeiter den Raum aufschließen musste.

Als wir danach zum Wohnmobil zurückkehrten, mussten wir feststellen, dass der Kühlschrank auf Störung war. Stephan hat sich dann daran gemacht, den Fehler zu finden und zu beheben. Dazu wird es aber einen extra Bericht geben.

Abends ging es dann weiter mit einem kleinen Sektempfang im Park am Schmelzteich gegenüber vom Hotel. Stephans Pflegebruder Sören und seine Frau Kati hatten sich dazu etwas besonderes einfallen lassen. Jeder Gast bekam ein eigenes Glas, auf dem sein Name eingraviert war.

Die Gläser haben wir dann natürlich als Erinnerung an dieses schöne Wochenende mitgenommen.

Abends gab es ein reichhaltiges Menü, dessen Zusammenstellung ich euch nicht vorenthalten möchte. 

Asiatischer Slaw mit roten Linsen, Joghurt und Kumquat-Chutney

Kalbs-Semerrolle an glacierten lila Möhren und Zitronenpolenta

 
Wilder Pfirsich mit Marsalla-Weinschaum und Vanilleeis

Nichts davon hätte ich mir normalerweise in einem Restaurant bestellt, aber alles war wirklich sehr lecker und sehr ansprechend angerichtet. Der abschließende Cappuccino bildete dann noch das I-Tüpfelchen.

 
Auch das restliche Wochenende war geprägt von gutem Essen, so dass wir die folgenden Tage zu Hause etwas kürzer treten mussten, um die Waage zu besänftigen.
 
Leider haben wir versäumt, von dem Stellplatz Bilder zu machen. Da es Ihn aber sowieso nicht mehr gibt, ist das wohl nicht ganz so schlimm.

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